Portrait FIFA Schiedsrichter Bernhard Brugger

21.11.2012 17:24

Vor einigen Tagen hatte ich die Ehre eines unser Aushängeschilder des SFV Schiedsrichterkollegiums  Bernhard Brugger vor das Mikrofon zu bekommen um ihn einige Fragen über seine Karriere als Internationaler und Bundesligaschiedsrichter zu befragen. In den mehr als 20 Jahren in der Bundesliga  leitete er 221 Begegnungen in der höchsten und 103 Partien in der zweithöchsten österreichischen Spielklasse. Auf internationaler Ebene kam der Salzburger auf 65 Einsätze.

  

Name: Bernhard Brugger

Geburtsdatum: 25.12.1966

Sternzeichen: Steinbock

Familienstand: Ledig

Kinder: keine Kinder

Beruf: Intersport Eybl - Logistikbereich

Schiedsrichter 01.05.1982

Höchste Spielklasse Internationaler Schiedsrichter und 1. Bundesliga

Schiedsrichtervorbild: Helmut Kohl

 

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Warum bist du SR geworden?

Weil ich einfach dem Fußball weiterhin treu bleiben wollte, zum aktiven Fussball fehlte mir jegliches Talent

Nachdem du den SR-Kurs besucht hast, was war dein erstes Spiel?

Das 1. Spiel war in Anthering, ein Spiel zwischen Anthering : ASV Salzburg (U9 Spiel)

Was war in deiner Laufbahn  dein schwerstes Spiel?  Warum?

Wenn man soviele Spiel geleitet hat kann man das sicherlich nicht auf eines reduzieren, natürlich die Wiener und Grazer Derbys waren immer sehr schwierig zu leiten, alleine schon von den Medienberichten und natürlich auch wegen der Atmosphäre auf den Rängen, international sicherlich ein Spiel der U21 EM zwischen Portugal:Italien, generell waren aber die internationalen Spiele leichter zu leiten wie die der Bundesliga

Was war das schlimmste das du auf einem Fußballplatz erlebt hast?

Dies war sicherlich letztes Jahr (2011) beim Internationalen Meisterschaftsspiel in Alexandria (Ägypten). Ohne das das Schiedsrichterteam etwas dafür konnte, mussten wir das Spiel abbrechen weil Fans das Spielfeld stürmten, dies war in der Zeit als auch Mubarak gestürzt wurde und die Fans glaubten was sie auf der Strasse mit Gewalt schaffen auch auf dem Feld umsetzen zu können. Wir mussten regelrecht um unser Leben laufen wie Spieler und Funktionäre um heil in die Schiedsrichterkabine zu kommen. Ein Assistent musste sogar in der SR-Kabine mit mehreren Stichen am Hinterkopf genäht werden weil er mit einer Flasche getroffen wurde. Nach 3 Stunden bangen Warten konnten wir Gott sei dank unversehrt ins Hotel zurückkehren, natürlich mit Polizeiescorte.

 

Verrätst du uns auch dein schönstes SR Erlebnis?

Sicherlich die Länderspiele (WM-Qualifikationsspiel)in England (Manchester - 70.000 Zuschauer) und ein Freundschaftsspiel in Deutschland gegen USA in Rostock (30.000 Zuschauer)

Würdest du wieder SR werden wollen? Warum?

Auf jedenfall - schon deswegen weil man sich sportlich betätigt, sicherlich wegen der Kollegialität, man findet auch Freunde fürs Leben, man baut auch Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen auf

Wie bist du mit Kritik an deiner Person am Fußballplatz um gegangen ?

Natürlich muss man mit gerechtfertigter Kritik umgehen, die muss aber sachlich und vor allem fachlich 100%ig sein, Kritik die medial ausgeschlachtet wurde habe ich nie ernst gemeint und war mir auch gleichgültig, wichtig ist nur das man die Verbesserungsvorschläge die von Beobachtern kommen auch in den nächsten Spielen positiv umsetzt, nur so kann man ein guter Schiedsrichter werden

Wie hast du dich auf ein Spiel vorbereitet und was war dein Ritual?

Rituale hatte ich nie, persönlich halte ich auch nichts davon, für mich war immer wichtig in der Woche vor dem Spiel sich 100%ig  körperlich vorzubereiten, natürlich die Ernährung und der Lebenswandel ist sehr wichtig

Was würdest du einem jungen angehenden Schiedsrichter erzählen, um ihn für das Schiedsrichterwesen zu motivieren?

Geduld - Freunde am Fussball - Kollegialität - Sportliche Betätigung

 

UND NOCH EINIGE PERSÖNLICHE FRAGEN                                                                             

3 Wörter, die dich beschreiben ?  zielstrebig - Gerechtigkeitssinn - Genauigkeit

3 Dinge, die du auf eine Insel mitnehmen würdest?  Buch, Penne Arabiatta - Red Bull

Welche Hobbys hast du sonst noch?  Tennis - Joggen – Mountainbiken

Deine Lebensphilosophie?  Lasse jeden Menschen so sein wie er ist und geniesse dein Leben in vollen Zügen

NOCH ETWAS ZU DEINE(-M, -R) LIEBLINGS-...

Essen:      Putenfleisch                                          Getränk:     Cola Light                        

 TV Sendung:   TV Nachrichten                            Musik:  Kuschelmusik

 

 

Du bist ja mit 45 in das Alterslimit hineingefallen.  Kannst ja auf eine lange und einsatzreiche Bundesliga sowie Internationale SR Karriere zurück blicken. Schaust du noch mit Wehmut zurück oder bist Du glücklich jetzt einen neuen Lebensabschnitt begonnen zu haben?

Ich habe ja bereits ein halbes Jahr früher aufgehört als es geplant war, Grund war ganz einfach das mein Körper es nicht mehr schaffte die Lauflimits zu bewältigen. Außerdem muss ich auch ganz ehrlich zugeben das ich zu diesem Zeitpunkt auch nicht mehr ganz motiviert war, um zu einen Spiel zu fahren - auch dies war ein Zeichen aufzuhören. Mit Wehmut schaue ich ganz und gar nicht zurück, im Gegenteil bin/war ich froh das ich wunderschöne 30 Schiedsrichterjahre erleben durfte - sicherlich mit all den Höhen und Tiefen - aber das ist ja überall so. Nachdem ich meine Karriere beendet habe hat sicherlich ein neuer Lebensabschnitt begonnen und bin damit sehr glücklich und zufrieden, der Druck ist einfach weg, man kann wieder für das Wochenende planen und vor allem mit Freunden und Familie was unternehmen.

Wenn du Dir jetzt ein Fussballspiel ansiehst- achtest Du mehr auf das Spiel oder auf die Leistungen der SR ?

Fussball bleibt sicherlich immer ein Bestandteil in meinen Leben, vor allem das Schiedsrichterwesen, aber ich muss auch zugeben nachdem ich aufgehört habe schaue ich mir kaum mehr Spiele live oder im Fernsehen an. Das Interesse ist einfach nicht mehr so 100%ig hier, wenn nicht Freunde mich dazu überreden würden mitzufahren wäre ich wahrscheinlich noch weniger am Geschehen dabei. Wenn ich mir ein Spiel anschaue ist natürlich die Leistung des Schiedsrichters im Vordergrund, ich denke das wird auch immer so bleiben.

 

                                                                                

" Bernhard Brugger bei einer seiner Wiener Derbys "                                                                                                          "   Im internationalen Einsatz "